Baukonjunktur: Situation vieler mittelständischer Betriebe weiter unbefriedigend
Wohnungsbau und öffentlicher Hochbau sind "Sorgenkinder"

22.06.2007 21:00
"In einer Vielzahl unserer Mitgliedsbetriebe ist die Auftragssituation weiterhin nicht befriedigend, so dass dort auch kurz gearbeitet werden muss. Darüber können die veröffentlichten positiven Branchendaten nicht hinweg täuschen," erklärte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein.

Die Zahlen der Amtlichen Statistik für den Zeitraum Januar bis April 2007 für das Bauhauptgewerbe lassen eine Stabilisierung der Bautätigkeit und Beschäftigung erkennen.

Die Zunahme der Baunachfrage gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 1,6 Mrd. Euro auf fast 15 Mrd. Euro ist insgesamt erfreulich. Nominal ist dies ein Zuwachs um 12,1 % bzw. real um 6,8 %. In den berichterstattungspflichtigen Betrieben (mit mehr als 20 Beschäftigten) sind derzeit etwa 20.000 Personen mehr beschäftigt als noch vor einem Jahr. Pro Kopf liegt das neue Auftragsvolumen damit nominal um 6 %, real aber nur um 1 % über der Vorjahresgröße.

Dem mittelständisch geprägten Baugewerbe, das immerhin knapp 75 % der Arbeitnehmer und Auszubildenden im Bauhauptgewerbe beschäftigt, bereiten insbesondere der Wohnungsbau und der öffentliche Bau Sorgen.

Die Bautätigkeit im Wohnungsbau leidet unter der aktuellen Nachfrageschwäche. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Wohnungsbau, gemessen in den geleisteten Arbeitsstunden, um 3 % verringert. Im öffentlichen Bau verzerrt der witterungsbedingte Basiseffekt die aktuelle Wachstumsrate von 23 % erheblich. Einzig im gewerblichen Bau stimmen Nachfragebelebung und Zunahme der Bautätigkeit im bisherigen Jahresverlauf nahezu überein. Immer wieder ist darauf hinzuweisen, dass diese Gesamtentwicklungen regional und fachspezifisch zu differenzieren sind. So hat sich zum Beispiel die Reichweite der Auftragsbestände im bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbe im bisherigen Jahresverlauf von 9 auf durchschnittlich nur noch 7 Wochen verringert, so dass deren konjunktureinschätzung "der Bau boomt nicht, die derzeitige Auftragslage gibt Grund zur Sorge" nicht verwunderlich ist.

"Insbesondere die Entwicklung der Baugenehmigungen ist katastrophal, anders kann man den Einbruch um annähernd die Hälfte im ersten Quartal 2007 nicht bezeichnen." So der ZDB-Präsident. Dadurch werden Investitionen und Umsätze im Wohnungsbau diesen Jahres im Ergebnis deutlich einbrechen und der Baukonjunktur einen schweren Dämpfer versetzen. Denn Baugenehmigungen sind ganz wesentliche Indikatoren für die Aufträge von morgen. "Wir bekommen nun die Auswirkungen der Abschaffung der Eigenheimzulage mit voller Wucht zu spüren." so Loewenstein weiter.

Hinzu kommt, dass (laut einer Studie der Landesbausparkassen) die Baukosten der eigenen vier Wände im Durchschnitt des Jahres 2005 um 8 % niedriger als 10 Jahre zuvor lagen, damit wird auch erklärlich, warum der sog. Bauboom noch nicht bei den mittelständischen Bauhandwerksunternehmen, die immerhin 90 % des Wohnungsbaus abdecken, angekommen ist.

Auch im öffentlichen Bau ist die Situation unbefriedigend: "Wir erleben derzeit dasselbe wie in jedem Jahr: Insbesondere die kommunalen Auftraggeber schreiben nur sehr zögerlich aus, so dass auch in dieser Bausparte zu wenig Aufträge auf dem Markt sind." Erläutert Loewenstein die Lage. Diese kommen in aller Regel erst im zweiten Halbjahr mit den für die Kommunen bekannten Folgen: dass es dann zum Teil schwierig wird, Unternehmen zu finden, die die Aufträge in der Kürze der Zeit (bis zum Jahresende) abarbeiten. "Insbesondere die öffentlichen Auftraggeber sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und zu einer verstetigten Ausschreibung ihrer Aufträge kommen." So der ZDB-Präsident.

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