Wohnen für Senioren
"Graue Wohnungsnot" wird zur sozialen Frage

29.12.2010 10:00
Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" warnt:

2020 droht "milliardenschwere Pflege": Über 500.000 Pflegefälle mehr





Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist auf die steigende Zahl Pflegebedürftiger nicht vorbereitet. Davor warnen der Deutsche Mieterbund und die IG Bauen-Agrar-Umwelt zusammen mit den Verbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft. Gemeinsam fordern sie in der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ deutlich mehr altengerechte Wohnungen, in denen Menschen auch zu Hause ambulant gepflegt werden können.



Die Zahl der pflegebedürftigen älteren Menschen wird nach einer Prognose des Pestel-Instituts, die von der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ in Auftrag gegeben worden ist, in den kommenden zehn Jahren bundesweit um mehr als 500.000 steigen – auf dann knapp 2,9 Millionen Pflegefälle. „Darauf ist der Wohnungsmarkt in keiner Weise vorbereitet“, sagt der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten.



„Ohne eine seniorengerechte, barrierearme Wohnung werden auch diejenigen ins Pflegeheim gehen müssen, die eigentlich gut zu Hause betreut werden könnten. Angesichts der Tatsache, dass ein stationärer Pflegeplatz heute schon rund 1.500 Euro pro Monat teurer ist als die ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden, bedeutet das erhebliche Zusatzkosten für die Sozialkassen“, so der IG BAU-Bundesvorsitzende, Klaus Wiesehügel.



Gemeinsam mit den Präsidenten vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Hans-Hartwig Loewenstein, vom Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Walter Rasch, vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), Stefan Thurn, und mit dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM), Hans-Georg Leuck, sieht Wiesehügel in der Schaffung von mehr altengerechten Wohnungen „eine der drängendsten sozialen Fragen der kommenden Jahre“. Es bahne sich eine „graue Wohnungsnot“ an, die die Politik schon heute vor eine zentrale Herausforderung stelle.



Nach einer von der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ in Auftrag gegebenen Berechnung des Pestel-Instituts werden von den 510.000 zusätzlich Pflegebedürftigen im Jahr 2020 nahezu 245.000 ältere Menschen ins Heim müssen, wenn sich das Angebot an seniorengerechten Wohnungen nicht ändert. „Allein für diese zusätzlichen stationären Pflegekosten müssten dann rund 4,4 Milliarden Euro pro Jahr aufgebracht werden“, sagt der Koordinator der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“, Ronald Rast. Deutschland brauche daher dringend den Neubau und die seniorengerechte Sanierung von Wohnungen – und das „im großen Stil“.



In den nächsten zehn Jahren wird die Zahl der Über-80-Jährigen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von heute rund 3,7 Millionen um 40 Prozent auf dann mehr als fünf Millionen steigen. „Die Weichen für ein gutes seniorengerechtes Wohnangebot müssen daher jetzt gestellt werden“, so der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. Dies mache besondere Anstrengungen in der Wohnungsbaupolitik von Bund und Ländern notwendig. „Denn wie sozial Deutschland tickt, das entscheidet sich nicht zuletzt daran, ob wir den Pflegebedürftigen ihre eigenen vier Wände und damit auch ihr vertrautes soziales Umfeld lassen oder nicht“, so IG BAU-Chef Klaus Wiesehügel.



Die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ fordert steuerliche Anreize beim Wohnungsneubau und eine spürbare Aufstockung bei der Förderung des altengerechten Wohnungsbaus. In dem Bündnis haben sich der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM), der Deutsche Mieterbund (DMB), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) zusammengeschlossen.

Quelle: Dt. mieterbund e.V.

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