BHW will im Postbank Konzern durchstarten
Engmann baut auf Vertriebsstärke, Effizienzsteigerungen und Synergien aus der Integration

01.04.2006 09:00
AHBR-Trennung belastet Jahresergebnis 2005 Die BHW Gruppe will in diesem Geschäftsjahr mit ihren Schwerpunkten Baufinanzierung, Bausparen und Vorsorge die Grundlagen für eine Rückkehr zur alten Ertragskraft legen. Die Voraussetzungen für künftige Ergebnissteigerungen sieht Henning R. Engmann, Vorsitzender des Vorstands, in der Vertriebsstärke von BHW, dem profitablen und robusten Geschäftsmodell rund um Bausparen und Vorsorge sowie in erheblichen Effizienzsteigerungen und Synergien. Die Kombination mit den Stärken der Postbank wird vor allem auf der Ertragsseite deutliche Verbesserungen erbringen; auf der Kostenseite wurden bereits im vergangenen Jahr von BHW erhebliche Senkungspotenziale identifiziert, die jetzt parallel zur eigentlichen Integrationsarbeit zügig gehoben werden. Vor allem aufgrund der hohen Aufwendungen zur Entflechtung der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden (AHBR) weist BHW im Jahresergebnis einen Verlust von 291 Mio. Euro aus.

Die BHW-Gruppe hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ihre Vertriebsleistung in den Kerngeschäftsfeldern "Private Baufinanzierung" und "Privater Vermögensaufbau" um 3,8 Prozent auf 23,8 Mrd. Euro gesteigert.

Im Stammgeschäftsfeld "Private Baufinanzierung" wurden in Deutschland 480.000 Verträge über 11,6 Mrd. Euro Bausparsumme akquiriert. Das entspricht einer Steigerung um 9,7 Prozent. Damit ist BHW im Inland stärker gewachsen als die Branche und konnte seine Marktposition weiter ausbauen. Im Ausland wurden 130.000 Bausparverträge abgeschlossen. Die Bausparsumme wuchs hier um knapp 34 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro.

Bei den bausparunabhängigen Baufinanzierungen (vor allem Hypotheken) stiegen die Darlehenszusagen trotz rückläufiger Baugenehmigungen um 10,8 Prozent auf 6,7 Mrd. Euro. Davon entfielen 5,4 Mrd. Euro auf das Inland und 1,3 Mrd. Euro auf das Ausland.

Im Geschäftsfeld "Privater Vermögensaufbau" - das sind vor allem Fonds- und Versicherungsprodukte - summierte sich die Vertriebsleistung auf 3,1 Mrd. Euro. Besonders erfolgreich verkauft wurden Fondsprodukte. Das Neugeschäft von 521,2 Mio. Euro (plus 32,1 Prozent) bedeutet ein Rekordergebnis. Die Anzahl der abgeschlossenen Versicherungsverträge ging erwartungsgemäß nach den Sondereffekten des Lebensversicherungs-Booms im Jahr 2004 zurück. 126.000 abgeschlossene Verträge (Vj. 174.000 ) über eine eingelöste Versicherungssumme von 2,1 Mrd. Euro (Vorjahr 3,4 Mrd. Euro) bedeuten dennoch im Branchenvergleich ein zufrieden stellendes Ergebnis.

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage In der Bilanz wurde die AHBR entkonsolidiert. Dadurch verringerte sich die Bilanzsumme des BHW Konzerns zum 31.12.2005 auf 40,7 Mrd. Euro (Vj.113,4 Mrd. Euro).

Der erstmalig nach IAS/IFRS aufgestellte Jahresabschluss spiegelt die besonderen Belastungen durch die damit einhergehende Entflechtung der AHBR wider. So konnten die Ergebnisbelastungen insgesamt nicht durch das laufende Geschäft kompensiert werden. Der Konzern weist deshalb einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 291,3 Mio. Euro aus (Vj. Überschuss 66,7 Mio. Euro). Bereinigt um die wesentlichen AHBR und andere Einmaleffekte ergibt sich ein operatives Vorsteuerergebnis von minus 28 Mio. Euro. Die Ergebnisbeiträge der nach Ausgliederung der AHBR verbleibenden Geschäftsfelder des BHW Konzerns haben sich 2005 unterschiedlich entwickelt. So ging das Vorsteuerergebnis im Segment "Private Baufinanzierung" um 26,4 Mio. Euro auf 185,9 Mio. Euro zurück. Hierfür war neben deutlich geringeren Erträgen aus Forderungsverkäufen auch das anhaltend niedrige Zinsniveau ursächlich. Im Segment "Privater Vermögensaufbau" begannen sich die Investitionen in dieses Geschäftsfeld auszuzahlen. Das Ergebnis vor Steuern stieg von 26,9 Mio. Euro auf 37,4 Mio. Euro.

Der Zinsüberschuss reduzierte sich um 13,1 Prozent auf 572,6 Mio. Euro. Maßgeblich hierfür ist die anhaltende Niedrigzinsphase in Verbindung mit Altverträgen, die zu einer verringerten Abnahme an zugeteilten Bauspardarlehen und zu geringeren Anlageerträgen für den daraus entstehenden Einlagenüberhang führt. Die Risikovorsorge erhöhte sich von 77,7 auf 102,1 Mio. Euro. Darin ist ein Betrag von 20,8 Mio. Euro enthalten, der aus der Entflechtung der AHBR resultiert. Deutlich verbessert zeigt sich der Provisionsüberschuss in der IFRS-Rechnungslegung, der auf 80,6 Mio. Euro stieg (Vj. 12,7 Mio. Euro). Das Finanzanlageergebnis wird mit 17,0 Mio. Euro ausgewiesen (Vj. 27,2 Mio. Euro). Der Verwaltungsaufwand stieg nur leicht um 1,6 Prozent auf 492,6 Mio. Euro.

Auswirkungen der Programme zur Integration und Effizienzsteigerung Im Zuge der Integration werden die Strukturen von BHW neu organisiert. Der Standort Hameln wird als Kompetenzzentrum für die Kreditabwicklung und das Bausparen einen bedeutenden Stellenwert im Postbank Konzern behalten. Um die Schlagkraft der kombinierten Vertriebswege optimal entfalten zu können, werden die Mobilen Vertriebe von BHW und Postbank zusammengeführt.

Sowohl im Zuge des Effizienzsteigerungsprogramms als auch bei der Zusammenlegung von Funktionen werden für die Mitarbeiter die Möglichkeiten des Gesamtkonzerns genutzt: Grundsätzlich stehen alle Standorte im Konzern allen Mitarbeitern offen. Dadurch ergeben sich Chancen für qualifizierte Mitarbeiter, insbesondere auch für diejenigen aus Hameln, die von Veränderungen betroffen sind. In der künftigen Organisation ist eine intensive Durchmischung der Mitarbeiter aus verschiedenen Konzernteilen vorgesehen, die in vielen Fällen bereits heute gelebt wird.

Wachstumsperspektiven in der Postbank Gruppe Im neu formierten Postbank Konzern will Engmann BHW nach einer Integrations- und Restrukturierungsphase schon bald zur alten Ertragskraft zurückführen. "Die hohe Schlagkraft unseres Vertriebs und unser anerkannt führendes Produktportfolio werden in der Betreuung von 14,5 Millionen Kunden ihre Kräfte entfalten", so Engmann. Die erheblichen Belastungen aus der Vergangenheit werden in den nächsten Jahren sukzessive abnehmen, so dass die nachhaltige Profitabilität des Geschäftsmodells wieder zur Geltung kommt. Weil viele Deutsche die eigenen vier Wände als das ideale Altersvorsorgeinstrument sehen, dürfte BHW vom künftigen Wachstum in der privaten Vorsorge überdurchschnittlich profitieren. Engmann hebt hervor: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass BHW schon in wenigen Jahren einen erheblichen Beitrag zum Ergebnis des Postbank Konzerns liefern wird. Daran lassen wir uns messen. Die Mitarbeiter und Führungskräfte arbeiten bereits heute mit größtem Engagement daran, die Kernkompetenzen von BHW in den Gesamtkonzern einzubringen und die geplanten kurz- und mittelfristigen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umzusetzen."

Die Postbank hat angekündigt, in einem Squeeze-out-Verfahren die restlichen freien Aktien der BHW Holding AG übernehmen zu wollen. Deshalb wird die für den 1. Juni vorgesehene BHW-Hauptversammlung um einige Wochen verschoben.

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